Werne. Für Gottfried Forstmann ist das Ehrenamt seit Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit. Viele Jahre hat er bei der Freilichtbühne als Autor, Regisseur, Organisator, Schauspieler und Vorsitzender mitgewirkt. Als Ehrenvorsitzender des Vereins ist er hier immer noch zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Außerdem trägt auch der Verkehrsverein in Werne die Handschrift des 68-Jährigen. Seit vier Jahren leitet er dort als Vorsitzender ebenso die Geschicke wie im „Theater für alle“, das im Jahr 2016 durch die große Luther-Inszenierung auf dem Kirchplatz erstmalig auf sich aufmerksam gemacht hat. Die Corona-Pandemie hat 2020 aber alles durcheinander geworfen. Traditionell zieht Gottfried Forstmann zum Ende des Jahres bei der Krippeneröffnung im Museum, auf dem Adventsmarkt der Freilichtbühne und auf dem Werner Weihnachtsmarkt sein Nikolaus-Kostüm an, um vor allem den Kindern eine Freude zu bereiten. In diesem Winter wird die Tradition gebrochen, aber Gottfried Forstmann lässt es sich trotzdem nicht nehmen, den Werner Bürgern im Interview mit WERNEplus – ausgestattet mit Bischofsgewand, Mitra und Mund-Nasenschutz – einen Weihnachtsgruß zu übermitteln .
Herr Forstmann, was geben Sie den Werner Bürgern in diesen Tagen mit auf den Weg?
In dieser außerordentlich schweren Zeit ist es wichtig, nicht nur auf sich, sondern auch auf den Nächsten zu achten. Jeder sollte auch für seinen Mitmenschen Verantwortung tragen, denn nur gemeinsam haben wir die Chance, die Pandemie zu besiegen und zu einem normalen Leben zurückzukehren. Wir müssen geduldig bleiben und auf die Empfehlungen der Wissenschaftler und auf die Entscheidungen der Politiker vertrauen. Mit einem neuen Impfstoff und mit unserem verantwortungsvollen Verhalten werden wir dann alle gemeinsam Schritt für Schritt den Kampf gegen die Pandemie gewinnen. Weihnachten wird für viele Menschen anders ausfallen als geplant. Dennoch wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine ruhige und besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Bleiben Sie vorsichtig, stark und zuversichtlich. Ich bin sicher, dass wir uns dann alle gemeinsam schon bald über die ersten Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie freuen können.
2020 war voll von neuen Situationen. Das kulturelle Leben ist zum Erliegen gekommen. Wie haben sie das Ganze empfunden?
Es war traurig, miterleben zu müssen, wie im Laufe des Jahres fast alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Organisation, Engagement und Herzblut notwendig sind, um beispielsweise Theaterstücke in der Freilichtbühne zu inszenieren. Es wurden bereits Kulissen gebaut, Kostüme geschneidert und es wurde natürlich immer wieder geprobt. Die Vorfreude bei allen Beteiligten war riesengroß, und dann kam die Ernüchterung in Form von Corona. Alle Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Die Enttäuschung kann man sicherlich nicht in Worte fassen. Dazu kommt dann noch der finanzielle Verlust durch das Fehlen der Eintrittsgelder. Auch der Verkehrsverein konnte zahlreiche Themenführungen nicht durchführen. Die mit dem „Theater für alle“ geplanten szenischen Stadtführungen mussten ebenfalls alle gecancelt werden. Wir alle leben aber mit der Hoffnung, dass sich die Situation im nächsten Jahr wieder einigermaßen normalisiert, denn die Kultur ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.
Ist das Ehrenamt in dieser Zeit in Gefahr?
Das glaube ich nicht. Obwohl die ehrenamtlichen Qualitäten zurzeit wohl eher im sozialen Bereich gefragt sind als im sportlichen oder kulturellen. Man kann aber sicher sein, dass die im kulturellen oder sportlichen Bereich tätigen Ehrenamtler schon darauf brennen, wieder mit ihrer Arbeit beginnen zu können. Es geht dabei nicht nur um den Einsatz für andere, sondern auch darum, dass man durch Applaus, durch ein Lächeln, durch strahlende Augen oder durch andere Gesten Dankbarkeit erfährt, die einen selber zufrieden und glücklich machen.
Hier gehts zum zweiten Teil des Interviews mit Gottfried Forstmann.