Werne. Der Wochenmarkt konnte seit dem 18. Dezember, wegen des Corona-Lockdowns nur ohne die Non-Food-Stände wie Textilien, Uhren, Kurzwaren, Staubsauger etc. stattfinden.Jetzt teilte David Ruschenbaum vom Stadtmarketing mit, dass nach Absprache mit dem Ordnungsamt und dem zuständigen Ministerium wieder alle Händler teilnehmen dürfen. Das empfindet Julia Annertzok (La Casa, Zaubermaus) als ungerecht und hat sich an Landrat Mario Löhr gewandt. Der reagierte prompt.
„Ich gönne ja wirklich jedem sein Geschäft, aber dann doch bitte fair und gleich für alle Beteiligten in dieser fiesen Zeit“, sagt Julia Annertzok, die an der Steinstraße unter anderem Damenmoden, Kinderspielzeug und -schuhe anbietet, auf Nachfrage von WERNEplus. Zuvor hatte sie über die sozialen Medien Landrat Mario Löhr kontaktiert.
Dass Markthändler nun wieder Textilien anbieten dürfen, stößt Annertzok sauer auf. „Zeitgleich erhalte ich als stationärer Einzelhändler die Nachricht, dass mein Geschäft bis vorerst Ende Januar geschlossen bleibt. Sind die Socken und Schlüppis vom Markt systemrelevanter als neue Kinderschuhe, Spielzeug oder Damenmode? All dies würde ich nämlich auch gern weiterhin anbieten. Notfalls auch vor meinem Geschäft. Die Standgebühr darf man mir auch gern mit der Gewerbesteuer in Rechnung stellen“, schlägt sie vor. Unterstützung erhält Julia Annertzok von Nachbarin Edelgard Aßmann vom Modegeschäft Edelbine.
Keine dreiviertel Stunde später meldet sich Landrat Mario Löhr. Er schreibt: „Sehr geehrte Frau Annertzok, diese Entscheidung ist nicht über meinen Tisch gegangen und ich kann ebenfalls nur mit dem Kopf schütteln. Meine Fachabteilung hat in den letzten Tagen einen intensiven Gesprächsaustausch zu diesem Thema mit dem Ministerium gehabt. Leider hat das Arbeitsministerium kurzfristig eine andere Auffassung vertreten und den Verkauf von Bekleidung auf dem Wochenmarkt wieder erlaubt. Ihre Verärgerung und der anderen Einzelhändler kann ich sehr wohl nachvollziehen. Es werden Entscheidungen getroffen, die keiner mehr nachvollziehen kann.“ Er warte noch auf eine schriftliche Stellungnahme, die er dann an Julia Annertzok weiterleiten will.
Gerne würde Annertzok ihre Waren auch vor dem Ladenlokal verkaufen oder dort Kinderfüße vermessen. Das ist aber für den stationären Einzelhandel laut Corona-Schutzverordnung ausdrücklich verboten. „Für den Wochenmarkt gibt es nach Hin und Her jetzt diese Regelung. Das hat uns selbst verwundert, weil ich beispielsweise Gürtel nicht als Güter des täglichen Bedarfs betrachte. Die Diskrepanz zum stationären Einzelhandel müssen wir so hinnehmen und die Beschlüsse umsetzen“, sagt Werner Kneip aus dem Ordnungsamt. Er zeigt Verständnis für die Einzelhändler. „Ich kann verstehen, wenn man durch so eine spezielle Regelgung für den Wochenmarkt nicht das Gefühl von einer gleichen Behandlung hat.“
Auf den Wochenmarkt kehren am Freitag damit alle Händler zurück. Untersagt seien aber eine Sortimentserweiterung sowie neue Verkaufsflächen, so Werner Kneip abschließend.