Werne. Zugegeben: Es ist kompliziert. Eine optimale bauliche Lösung (Erweiterung und Sporthalle) für die Wiehagenschule ist nicht mehr möglich. Die Entscheidung, die im Stadtrat am 7. Dezember 2022 getroffen wurde, ist wirklich nicht perfekt, angesichts der Tatsachen aber ohne realistische Alternative. Ein Kommentar.
Gut, dass sich die Fraktionen letztlich doch (fast) einig waren. Schließlich geht es um die Kinder und Familien in dieser Stadt.
Dass wichtige Informationen erst spät zugänglich waren, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Warum die Politik aber trotz mehrerer Arbeitskreis-Sitzungen zu dieser Thematik nicht schneller zu einem einheitlichen Beschluss gekommen ist, bleibt für Außenstehende ein Rätsel.
Streitpunkt war meistens die Bestandsturnhalle. Soll die alte „Weihbach-Halle“ weichen oder nicht? Die CDU-Fraktion hat ja nicht ganz Unrecht, diese erst abzureißen, wenn adäquater Ersatz vorhanden ist, um so Interimslösungen (Busfahrten zur alten Wienbredehalle) zu vermeiden.
Mit Blick auf den Zeitstrahl ist diese Variante aber unrealistisch. Als weitere Standorte für eine Doppelturnhalle standen nur der alte Tennenplatz im Sportzentrum Dahl – zu weit weg – und ein Grundstück hinter dem Bonhoeffer-Zentrum zur Diskussion. Knackpunkt beim letzteren: Die Fläche ist nicht im Besitz der Stadt Werne.
Die Schulgemeinde plädierte – auch aufgrund ihres pädagogischen Konzeptes – für den Erhalt der Schulhoffläche und eine Auslagerung des Sportunterrichts an die nur gut 300 Meter entfernte und damit fußläufig schnell erreichbare Klöcknerstraße.
Diesem Wunsch hätten alle Fraktionen ohne Wenn und Aber und vor allem ohne große Diskussionen entsprechen müssen. Unnötig wie ein Kropf, so meinte auch Klaus Schlüter (Bündnis 90/Die Grünen), war daher die Ausarbeitung von Anbau-Alternativen mit gleichzeitigemErhalt der Turnhalle auf dem Schulgelände.
Eine Frage, die sich immer wieder stellt, ist: War die Fläche der ehemaligen Weihbachschule, auf der die neue Wiehagenschule errichtet wurde, zu klein und daher falsch gewählt? Schon vor Beginn der Bauarbeiten hieß es, das Gebäude könnte schnell zu klein werden. So ist es schließlich auch gekommen.
Ein entscheidender „Fehler“ wurde aber schon Jahre früher gemacht, nämlich die Wienbredeschule „vom Netz zu nehmen“. Dort zweizügig, in Stockum zweizügig – dann gäbe es keinen Druck auf die Uhland- und jetzt Wiehagenschule, die nun beide dauerhaft mit jährlich fünf neuen Eingangsklassen statt mit jeweils vier zurechtkommen müssen.
„Fehler“ steht in Anführungszeichen, denn Politik und Verwaltung haben sich auf Prognosen von Experten verlassen. Stichwort demografischer Wandel, der kleinere Schülerzahlen versprach. Auch die schwierige Stellenausstattung für so kleine Schulen ist da sicherlich mitzudenken. Also ist es unangebracht und in der jetzigen Situation auch kontraproduktiv, irgendeiner Seite den „schwarzen Peter“ zuzuschieben.
Wichtig ist nun, gemeinsam das Beste aus der Situation zu machen – auch wenn es jetzt mehr nach Flickschusterei als nach perfekter Planung aussieht. Den Kindern und Familien in Werne ist es zu wünschen, dass die beide (baulichen) Umsetzungen ohne großen Zeitverzug ein glückliches Ende finden und die Stadt in der dramatischen finanziellen Lage wieder in den Fördertopf greifen darf.