Werne. Für die Erneuerung des städtischen Regenwasserkanals auf dem Gelände der Firma Klingele muss die Stadt Werne, und später über die Gebühren die Bürger, deutlich tiefer in die Kasse greifen, als zunächst ermittelt. Rund 1,44 Millionen Euro – das sind 540.000 Euro mehr – müssen nach aktuellen Berechnungen der Gesamtkosten jetzt eingepreist werden.
Dagegen hatte der Haushaltsansatz nach der Vergabe der Planungsaufträge im März 2019 – vom beteiligten Ingenieurbüro auch so bestätigt – noch bei 900.000 Euro gelegen, berichtete Frank Adamietz, Leitung Kommunalbetrieb Werne (KBW), in einer eigens einberufenen Sondersitzung am Montag, als es um die Anpassung des Wirtschaftsplans ging. Soviel vorweg: die Mitglieder des KBW und anschließend auch des Rats stimmten angesichts des dringenden Handlungsbedarfs, hoher Preise im Baubereich sowie des Schadensrisikos bei einer Verschiebung ausnahmslos zu.
Was sind die Gründe für die Maßnahme?
Der Regenwasserkanal auf dem Klingele-Gelände stammt aus dem Jahr 1968 und entspricht wegen einer hydraulischen Überlastung nicht mehr dem Stand der Technik. Das zeigte sich 2018, als die Regenwasserableitung in dem Plangebiet im Zuge einer neuerlichen Erweiterung bei Klingele geprüft wurde. Und was Starkregenereignisse anrichten könnten, habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, heißt es dazu in der Beschlussvorlage. Wegen des zu kleinen Kanalquerschnitts stehe die Stadt hier möglicherweise in der Haftung. Eine Verschiebung sei wegen des Schadensrisikos nicht möglich.
Warum die Verlegung der Kanaltrasse?
Bereits nach einer früheren Erweiterung bei Klingele 2004/05 wurde der Regenwasserkanal mit einer Betriebshalle überbaut und kann folglich nicht mehr in gleicher Trasse erneuert werden. Geplant ist die Verlegung des Kanals in den öffentlichen Verkehrsraum entlang von Stockumer Straße und Brede. Mit der Firma Klingele wurde seinerzeit eine Kostenbeteiligung von 150.000 Euro vertraglich vereinbart.
Warum wird es teurer?
Ein erheblicher Preisanstieg von 10,6 Prozent für den Bau Ortskanalisationen ist im Zeitraum von Februar 2018 bis November 2019 (gemäß Baupreis-Indizes des Landesbetriebs IT, Statistik und Dienstleistungen) begründet neben der notwendigen Verlegung den erheblichen Mehraufwand. So war in den Haushaltsberatungen 2020 der Kostenansatz von 900.000 Euro vom Ingenieurbüro noch einmal bestätigt worden. Dann wurde im Mai ausgeschrieben. Das Submissionsergebnis vom 30. Juni zeigte dann aber, dass alle fünf Angebote deutlich über dem erwarteten Ansatz lagen und vom Mindestbietenden rund 1,27 Millionen Euro (Brutto) aufgerufen wurden. Inklusive weiterer Kostenanteile wie Bodengutachten, Ingenieursleistungen und einer Reserve von fünf Prozent für Unvorhergesehenes erhöhte sich der Mittelbedarf laut KBW um 540.000 Euro.
Auch ein hinzugezogenes zweites Ingenieurbüro kam in einer Stellungnahme vom 14. Juni zu dem Schluss, dass die angebotenen Einheitspreise das übliche Preisniveau abbilden. Letzteres stelle nach Auffassung der Verwaltung aber keinen rechtlichen Aufhebungsgrund gegenüber dem Bewerber dar. Vor dem Hintergrund eines möglichen Schadensrisikos war zu entscheiden, ob ein höheres Preisniveau hinzunehmen sei.
Der Mehrbedarf kann aus dem bestehenden Investitionsplanes des Kommunalbetriebs nicht gedeckt werden. Eine zusätzliche Kreditaufnahme ist notwendig, die bei einem Zinssatz von einem Prozent zu einem zusätzlichen Zinsaufwand von rund 2.700 Euro bis zum Jahresende führt.