Sonntag, Februar 25, 2024

Sonnenstrom und Frucht vom selben Acker – AGRI-PV macht’s möglich

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Werne. Auf einer gemeinsamen Fläche Sonnenstrom produzieren und gleichzeitig Kartoffeln oder Getreide anbauen – das macht Freiflächen-Photovoltaik in Verbindung mit landwirtschaftlicher Nutzung möglich und interessant. AGRI-PV lautet das Kürzel für die Mehrfachnutzung von Flächen zur Gewinnung regenerativer Energie und zur landwirtschaftlichen Produktion.

Die Stadtwerke Lünen GmbH wird in Kooperation mit Bio-Landwirt Vitus Schulze Wethmar auf einer etwa 20 Hektar großen Nutzungsfläche AGRI-PV umsetzen. Das geschieht in enger Abstimmung mit der Stadt Werne, denn besagte Fläche befindet sich auf deren Gebiet.

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Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung (ASPW) informierten Linda Laukamp, Leiterin Kundenbetreuung und Vertrieb bei den Stadtwerken, und Vitus Schulze Wethmar die Politik über das Vorhaben. Der Landwirt wird seine Flächen unter den aufgeständerten PV-Flächen weiterhin nutzen.

Was sind die Vorteile?

Die Stadtwerke bringen ihre Expertise in energiewirtschaftlichen Themen ein und übernehmen die grundsätzliche Verantwortung. Mit im Boot sind weitere Behörden und professionelle Partner. Die Flächen werden weiterhin durch Vitus Schulze Wethmar bewirtschaftet und stehen auch nicht in Nutzungskonkurrenz zwischen dem heutigen Nutzer und dem Betreiber der PV-Anlage.

Was kann die AGRI-PV Anlagentechnik?

Die Anlagen sind mit einer aktiven Rückseite ausgestattet und bringen so einen höheren Ertrag. PV-Tracker sorgen dafür, dass die Module dem Sonnenstand folgen können. Die höhere Aufständerung erlaubt darunter eine Bewirtschaftung, die von ausreichendem Lichteinfall und günstiger Verschattung im Sommer profitiert. Die Module bieten einen ökologischen Mehrwert bei sinnvoller Bepflanzung und einen Lebensraum für Tiere.

Welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es?

Im konkreten Fall wird die Fläche des Bio-Landwirts für den Ackerbau genutzt. Möglich sind Dauerkulturen, ebenso wie ein- und mehrjährige Kulturen. Hier werden Kartoffeln, Weizen Gerste und Möhren abhängig vom Auswurf der Rodungs- und Erntemaschinen ausgebaut. Nutzbar sind die Bodenflächen unter den Modulen auch für Dauergrünland sowie intensive oder extensive genutztes Wirtschaftsgrünland. Auch die Beweidung mit Rindern, Geflügel, Schafen & Co ist möglich.

Mit welchem Ertrag wird kalkuliert?

Üblicherweise stehen 90 Prozent der Ackerflächen weiterhin für die Landwirtschaft zur Verfügung. Etwa zehn Prozent sind Biodiversitätsflächen. Durch Mehrfachnutzung der rund 20 Hektar lassen sich 15 Megawatt peak (Mwp) erwirtschaften. Während die Achsenausrichtung in Nord-Süd-Richtung verläuft, können sich die Nachläufer-Module in Ost-West-Richtung bewegen und so auch in den Abendstunden einen höheren Ertrag liefern als fixe Anlagen. Pro Jahr kommen so 17 Millionen Kilowattstunden (kWh) Solarstrom zusammen. Die Nachführung erhöht den Ertrag gegenüber festen Anlagen um 20 Prozent.

Um welche Flächen handelt es sich?

Die Gesamtfläche liegt südlich der Bahnlinie Dortmund – Münster und nördlich der Lünener Straße. Im Südwesten verläuft die Langernstraße und im Nordosten die Straße Am Gerlingsbach. Die Projektfläche fällt unter die Länderöffnungsklausel EEG und liegt unterhalb der 55er Grenze für einen Bodenwert mit schwachem Ertrag. Wie Schulze Wethmar im Ausschuss auf Nachfrage ergänzte, liege der Bodenwert seiner Fläche bei 35.

Was ist zu beachten und zu prüfen?

Wie Linda Laukamp in ihrem Vortrag abschließend feststellte, seien EU-Recht und Öffentliches Recht (z.B. Bauordnungsrecht) zu prüfen. Im Bereich Landwirtschaft stehen unter anderem Bewirtschaftung, Kulturauswahl, Verschattung sowie Be- und Entwässerung zur Prüfung an. In Sachen Wirtschaftlichkeit können die Kosten der AGRI-PV-Anlagen individuell stark variieren und änderten sich derzeit nahezu täglich. Hier gilt letztlich die Einzelfallentscheidung.

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